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„Weil du mir gehörst“

Der Spielfilm Weil Du mir gehörst gibt auf eindrucksvolle Weise einen Einblick in die Welten und Sichtweisen der Eltern, des Kindes, der Großeltern als auch auf die juristische Seite des Gerichts und Rechtsanwälte. Dabei klagt er nicht an, verurteilt nicht, sondern stellt die Protagonisten in ihrer Not dar – Vater, Mutter und vor allem die kleine Anni als Kind zwischen beiden.
    Nach der Trennung der Eltern hat Anni ein gutes Verhältnis zu beiden Eltern. Die kleine Anni wohnt bei der Mutter und fühlt sich auch bei ihrem Vater und seiner neuen Partnerin wohl. Doch das Verhältnis verschlechtert sich zusehends. Anni erhält immer wieder verunsichernde Signale von ihrer Mutter. Wochenenden beim Papa fallen aufgrund von „Missverständnissen“ aus. Für Anni wirkt es so, als wäre ihr Vater dafür verantwortlich. Es geht bis hin zur vorsätzlichen Manipulation, als die Mutter umzieht und die Handynummer der Tochter ändert. Für Anni besteht damit keine Möglichkeit mehr, mit ihrem Vater in Kontakt zu treten. Ruft Anni beim Papa an, landet sie nur auf der Mailbox des Zweithandy´s der Mutter. Anni weiß davon nichts, bekommt aber vermittelt, dass ihr Vater wohl kein Interesse mehr an ihr hätte. Dies führt dazu, dass sie den Kontakt zu ihrem Vater verweigert.
    Der Zuschauer erkennt, was passiert und erhält Einblick in alle Vorgänge. So wird ein Gespräch der Mutter mit ihrem Anwalt gezeigt, in dem er dieser genau erklärt, was sie machen muss, um die Entfremdung voranzutreiben. Ziel des Anwalts ist es, den Konflikt zwischen den Eltern möglichst hoch zu eskalieren. Andererseits zeigt der Film ein Gespräch zwischen der Jugendamtsmitarbeiterin und dem Vater. Dabei äußert die Jugendamtsmitarbeiterin klar und deutlich, dass es sich hier um eine Eltern-Kind-Entfremdung und damit um einen Missbrauch am Kind handelt. Vor Gericht empfiehlt sie dagegen, wie die Gutachterin, den Kontakt zwischen Anni und ihrem Vater zeitweise auszusetzen. Ein Vorschlag, dem das Gericht folgt und mit dem die beteiligten Fachprofessionen auf schicksalhafte Weise Anni in ihrer Not alleine lassen. Anni steckt in dem Konflikt, ihren Vater zu lieben, ihn aber gegenüber ihrer Mutter ablehnen zu müssen. Die positiven Gefühle und Erinnerungen an ihren Vater verliert Anni mit der Zeit, was die gerichtliche Entscheidung umso mehr als fragwürdig erscheinen lässt.

Neben der hervorragenden schauspielerischen Leistung (Julia Koschitz als Mutter, Felix Klare als Vater, Lisa Marie Trense als Anni) besticht der Film vor allem durch seine Authentizität. So wie im Film dargestellt ergeht es Jahr für Jahr zehntausenden Eltern und Kindern in ihrer Ohnmacht und Hilflosigkeit. Zahlreiche Eltern und Kinder haben sich in dem Film wiedererkannt und erstmals von der Öffentlichkeit verstanden gefühlt, was ihnen widerfahren ist. Der Film wurde am 12. Februar 2020 erstmals in der ARD ausgestrahlt und erhielt den Bayerischen Fernsehpreis in den Kategorien Bester Schauspieler (Felix Klare) und Bestes Drehbuch (Katrin Bühling), sowie den 3sat-Zuschauerpreis im Rahmen des Filmfestivals Baden-Baden. Weil Du mir gehörst brachte des Thema Eltern-Kind-Entfremdung erstmals in Deutschland einem breiten Publikum näher. Der Film macht die Not, das Leid, die Verzweiflung und den Schmerz der Betroffenen erleb- und spürbar.

Der Film ist auch in der ARD-Mediathek verfügbar (bis 05.03.2022)

Wikipedia-Eintrag und Trailer zum Film

In einer anschließenden Diskussionsrunde tauschten sich Experten zu der Frage aus, wie man mit Fällen von Eltern-Kind-Entfremdung umgehen könne und wo Grenzen sind. Diskutiert wurde, wo der Gesetzgeber Rahmenbedingungen schaffen kann und wie vor allem die Fachkräfte vor Ort zum Schutze der Kinder so intervenieren können. Ziel ist es, dass die Kinder möglichst wenig belastet und bestmöglich geschützt werden können. Deutlich wurde, dass „nichts tun“ oder wegschauen um „Ruhe einkehren zu lassen“ keine Option ist, die Kinder vor Missbrauch durch Eltern-Kind-Entfremdung schützt.